Heute wende ich mich einem oft etwas missverstandenen Thema zu: der Push- und Pullentwickqung. Was heißt denn das eigentlich? Nun ja im Grunde genommen ist es ganz einfach. Der Film wird abweichend von seiner Nennempfindlichkeit belichtet und dann entsprechend entwickelt. Man gaukelt dazu dem Belichtungsmesser die gewünschte andere Filmempfindlichkeit vor und passt dann die Entwicklung entsprechend an.
Egal was man anders wo zu lesen bekommt: Die Filmempfindlichkeit, also die Schwelle ab der sich eine Schwärzung des Negativs ergibt, kann dadurch nicht beeinflusst werden. Diese Schwelle ist durch den Film vorgegeben! Es kann also kein ISO 100 Film zu einem echten ISO 400 Film gemacht werden!
Durch Push-/Pullentwiklung wird lediglich der Kontrast des Negativs beeinflusst.
Zum leichteren Verständnis erläutere ich jetzt hier kurz die für diesen Anwendungsfall wichtigen Zonen des Zonensystems:
Beim Zonensystem werden den unterschiedlichen Helligkeiten in einem Motiv/Bild Zonen zugewiesen. Zone I entspricht der Empfindlichkeitsschwelle. Diese Zone kann noch gerade von der maximalen Schwärzung des Papiers unterschieden werden, enthält jedoch keine Details. Zone II ist die erste Zone in den Schatten, die bereits wahrnehmbare Zeichnung enthält. Zone V entspricht dem neutralen Grau. Unsere Bleichtungsmesser sind darauf eingestellt genau auf diese Zone die Belichtung wieder zu geben. Die Zone VII ist das Pendant zu Zone II. Sie gibt die Lichter wieder, die gerade noch Zeichnung enthalten. Zone VIII ist noch vom Papierweiß zu unterscheiden, enthält jedoch keine Zeichnung mehr.
Hierbei wird der Film mit einer höheren Empfindlichkeit belichtet und im Anschluss länger entwickelt, sodass die Lichter im Negativ (die stärker geschwärzten Stellen) eine Schätzung aufweisen als wäre der Film korrekt belichtet worden. Ein ISO 100 Film wird also z.B. so belichtet als hätte er ISO 400. Durch die fehlende Empfindlichkeit – in unserem Beispiel von 2 Blendendstufen – fehlen dem Film natürlich die Möglichkeiten die Schatten am Negativ zu schwärzen. Greift man auf das Zonensystem zur Veranschaulichung zurück, können wir also in unserem Beispiel davon ausgehen, dass unsere eigentliche Zone III keine Zeichnung mehr enthält und erst ab Zone IV Details sichtbar werden. Zone VIII wird wieder auf Zone VIII entwickelt (längere Entwicklungsdauer).
Hier wird der Film belichtet als wäre er unempfindlicher als er wirklich ist. Er wird also überbelichtet und im Anschluss kürzer entwickelt, sodass die Lichter im Negativ eine Schwärzung aufweisen, die vergleichbar zum unempfindlicheren Film mit normaler Entwicklung ist. Der Kontrast wird dadurch gestaucht, auch die Körnigkeit wird durch die stärkere Belichtung stärker sichtbar sein – vor allem in größeren homogenen Flächen wie dem Himmel.
Push- und Pullentwicklung sind im Normalfall bei Entwicklungslabors mit Zusatzkosten verbunden.